Wohnzimmerdrachen

Eine Bauanleitung für einen Mini Indoor Lenkdrachen der an kurzen Leinen im Zimmer geflogen werden kann.

Immer schon hatte ich den Wunsch bei schlechtem Wetter auch mal in der Wohnung Drachenfliegen zu können. Dass dies möglich ist, zeigt sich an dem von Phönix vertriebenen Nano. Nun kam in mir der Ehrgeiz auf etwas Ähnliches auf die Beine (Leitkanten) zu stellen. Dieser Wunsch kam sicher auch der Kritik meiner Frau, die freundlicherweise die Näharbeiten erledigt, entgegen,  da die Dimensionen am letzten Bauprojekt mit einer Spannweite von 1,80 m Spannweite unhandlich waren. Um es gleich vorwegzunehmen, auch diese Größe wurde als unhandlich bewertet, da alles sehr klein ist (Fummelskram). Da sieht man es wieder, man kann es nie wirklich recht machen.

Index:    1.0 Die Konstruktion
              2.0 Nun zur Baubeschreibung
              2.1 Schablone
              2.2 Verbinder
              2.3 Gestänge
              3.0 Finishing

Die Konstruktion

Nun Spaß beiseite und eine kurze Beschreibung der Konstruktion. Der Drachen hat eine Spannweite von 58 cm, die Leitkantenlänge beträgt 45 cm und die Höhe ist 34.5 cm. Die fertige Konstruktion wiegt ca. 6.5 gr. Dieses Gewicht sollte nach Möglichkeit erreicht werden. Ein Prototype der ca. 11 Gramm wiegt, weist erheblich schlechtere Flugeigenschaften auf. Um dieses Gewicht zu erreichen, ist es erforderlich extrem leichte Verbinder zu schaffen. Hierfür eignet sich vortrefflich Schrumpfschlauch  aus dem Elektro- und Elektronikbedarf. Der große Vorteil neben dem geringen Gewicht ist die Möglichkeit durch erwärmen den Durchmesser zu verringern. Der Schrumpfschlauch wird normalerweise benutzt um Kabel und Kontaktstellen zu isolieren. Dazu wird er über das Werkstück geschoben und mit einem Heißluftfön erwärmt, worauf der Schlauch sich fest um das Werkstück zusammenzieht. Anstelle eines Heißluftföns kann man auch ein Feuerzeug nehmen, muss dann aber sehr vorsichtig vorgehen, um den Schrumpfschlauch nicht zu verbrennen. Das Segel besteht aus Icarex 31 gr./m2 Wer noch leichteren Stoff bekommen kann sollte diesen nehmen. Die Stäbe sind aus 1,2 mm CFK, die Standoffs aus 0.5 mm CFK. Die Verstärkungen an der Drachenspitze und im Kielstabbereich sind aus Spinnakernylon mit 43 gr./m2. Für die Waage wurde eine dünne Dynemaschnur ca. 12 Kp. verwendet. Die Verbindung zwischen unterer Querspreize und dem Kielstab wird mittels eines dünnen O – Rings hergestellt. Beim Zusammenbau wird die Querspreize durch den O – Ring geschoben und um 90° gedreht. Dies ergibt ein sehr leichtes Mittelkreuz.

 

Nun zur Baubeschreibung

Schablone

Zuerst wird eine Schablone aus dünner Pappe gefertigt. Die angegebenen Koordinaten überträgt man auf die Schablonenpappe, und verbindet sie mit Hilfe einer dünnen CFK Stange, die als Kurvenlineal dient. Dann wird der Spinnackerstoff doppelt gelegt. Um ein verrutschen beim Scheiden zu verhindern, kann man die beiden Stofflagen mit einem Klebestift (Prittstift) fixieren. Der Kleber lässt sich später mit Wasser leicht entfernen. Dann wird die Schablone aufgelegt und die Form mit einem heißen Lötkolben ausgeschnitten. Die Schablone enthält bereits die Stoffzugabe für die Leitkantentaschen. Diese werden anschließend ca. 8 mm umgenäht.  Dann werden die Verstärkungen für die Drachennase und den Kielstab ausgeschnitten und aufgenäht. Anschließend werden die Aussparungen in den Leitkanten und am Mittelkreuz heiß ausgeschnitten.

Für die Löcher der Standoffs werden aus selbstklebendem Dracon mit einem 6 mm Locheisen Verstärkungen ausgestanzt und auf die markierten Stellen geklebt. Dann stanzen wir mit einer heißen Nadel die Löcher für die Standoffs.

 

Verbinder

Jetzt kann man die Verbinder herstellen. Die Querlöcher wo die Verbinder auf die Stäbe aufgeschoben werden, lassen sich am Besten mit einer heißen Nadel herstellen. Anschließend werden die Stäbe zugeschnitten. Anstelle einer Säge nimmt man besser eine Feile oder eine Minibohrmaschine mit Trennscheibe. Auf die Enden des Kielstabes wird ein kleines Stück Schrumpfschlauch gesetzt, was mit der Kante des Stabes abschließt und als Endkappe dient. Dies verhindert, dass sich die dünnen Stäbe durch den Stoff drücken. Ebenso verfahren wir mit der Leitkante an der Seite, die in die Drachennase gesteckt wird. Nun setzen wir die Stäbe mit den Verbindern ein.

 

Gestänge

Die Aufnahmen für die Standoffs werden ebenso wie die Verbinder aus Schrumpfschlauch hergestellt. Dazu wird eine Seite der Schlauchstücke zusammengedrückt und verschweißt. Dadurch können die sehr dünnen Standoffs nicht durchrutschen.

Aus einem Stück Isolation eines Kabels stellen wir zwei Ringe her, die wir mit Sekundenkleber ca. 8 mm unterhalb der Kante auf die Standoffs kleben. Diese Ringe verhindern das Durchrutschen des Segels. Zwei weitere Ringe werden nach der Montage der Standoffs als Endkappe aufgeschoben und verhindern Verletzungen oder Beschädigungen durch die sehr dünnen CFK – Stäbe.
Nachdem Querspreizen und die Standoffs eingesetzt sind, werden die Leitkanten gespannt.

Dazu zieht man den überstehenden Stoffstreifen an den Leitkantenenden über die Kante des CFK – Stabes und schiebt ein Stück Schrumpfschlauch als Fixierung darüber. Anschließend wird die Waage geknüpft und angebracht.

 

Finishing

Jetzt steht einem ersten Testflug nichts mehr im Wege, außer vielleicht einige Einrichtungsteile der Wohnung. Beim Feintuning der Waage sollte nur in kleinen Schritten verstellt werden. Die Flugcharakteristik lässt sich auch über die 3 Standoffpositionen verändern. Es ist auch denkbar, den Drachen mit zwei Standoffs je Seite auszurüsten, was allerdings das Gewicht erhöht. Dazu sollten allerdings andere als die hier angegebenen Positionen gewählt werden.  Der Drachen kann mit Schnurlängen zwischen 0,5 – 4 m geflogen werden, abhängig von der Höhe des Raumes.

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